Abordnungen von allen 13 Feuerwehren der Stadt Schlüchtern kamen zur gemeinsamen Jahreshauptversammlung in Herolz zusammen. Sowohl Bürgermeister Matthias Möller als auch Stadtbrandinspektor Werner Kreß wiesen auf die Notwendigkeit des Erhalts aller Stadtteilwehren hin, für die es im Berichtsjahr viel zu tun gab. Neben den Jahresbilanzen standen verschiedene Auszeichnungen auf dem Programm.
Aus Anlass ihres 85-jährigen Bestehens sowie des 50-jährigen Jugendfeuerwehr-Jubiläums hat die Feuerwehr Herolz am vergangenen Wochenende den Schlüchterner Stadtfeuerwehrtag ausgerichtet. Zum Auftakt stand am Freitagabend die gemeinsame Jahreshauptversammlung aller Stadtteilwehren im Blickpunkt des Geschehens.
„Die Mitgliederzahl aller 13 Einsatzabteilungen beträgt zurzeit 374 Einsatzkräfte, davon sind 36 weiblich“, begann Stadtbrandinspektor Werner Kreß (Elm) seinen Jahresbericht. Diese wurden im zurückliegenden Jahr zu insgesamt 238 Einsätzen alarmiert, deutlich mehr als noch im Jahr zuvor. Brandeinsätze, technische Hilfeleistungen und Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen standen im Fokus. Ein starker Anstieg der Einsatzstunden sei den Großbränden in Elm sowie bei den Einkaufsmärkten in der Innenstadt geschuldet.
Der Stadtbrandinspektor bilanzierte insgesamt 21 659 ehrenamtlich geleistete Stunden bei Einsätzen und Ausbildung. „Wenn schnelle fachliche Hilfe bei Bränden, Verkehrsunfällen, Unwetter und sonstigen Problemen gebraucht wird, ist die Feuerwehr der Retter in der Not“, betonte Kreß. Um dies leisten zu können, sei nicht nur viel Idealismus der Einsatzkräfte gefragt sowie eine intensive und stetige Aus- und Weiterbildung. Neben der regelmäßigen Standortausbildung in allen Wehren absolvierten 113 Einsatzkräfte Weiterbildungslehrgänge auf Kreis- und Landesebene.
Der Stadtbrandinspektor ging auch auf Verbesserungen des Brandschutzes in der Stadt Schlüchtern ein. Die Wehren Elm und Vollmerz haben neue wasserführende Löschfahrzeuge bekommen. Modernste Technik sei darüber hinaus in Niederzell angekommen, wo ein sogenanntes Mittleres Löschfahrzeug, das erste seiner Art im Main-Kinzig-Kreis, stationiert wurde. Hinzu kommen für alle Stadtteilwehren neue digitale Funktechnik sowie neue Brandschutzbekleidung. „Es geht nur miteinander“, sagte Kreß angesichts des Unwetters vor wenigen Tagen und des erforderlichen Großeinsatzes der Feuerwehren. Über 150 Männer und Frauen seien im Einsatz gewesen.
Nicht zufriedenstellend sei nach Worten von Stadtjugendfeuerwehrwart Heiko Kirchner (Hohenzell) die Entwicklung im Nachwuchsbereich. Es gebe einen deutlichen Rückgang der jugendlichen Mitglieder. Während den Jugendgruppen der einzelnen Stadtteilwehren vor zehn Jahren noch insgesamt 178 Mitglieder angehörten, seien es jetzt nur noch 108. Das unendliche Angebot an Freizeitaktivitäten sowie neue Kommunikationsmöglichkeiten machen den Jugendfeuerwehren zu schaffen. „Sich für das Gemeinwohl einzusetzen, wirkt uncool“, meinte Kirchner.
Der Stadtjugendfeuerwehrwart ging in seiner Jahresbilanz auf die Jugendfeuerwehr-Stadtmeisterschaft 2018 in Hohenzell ein, in Verbindung mit dem Unterverbands-Entscheid des Jugendfeuerwehr-Bundeswettbewerbs. In der Gruppenwertung wurde die Jugendwehr Hohenzell sowohl Stadtmeister als auch Unterverbandssieger. In der Staffelwertung lag Niederzell ganz vorne. Alle Jugendfeuerwehren der Stadt Schlüchtern unternahmen einen gemeinsamen Ausflug in den Freizeitpark Phantasialand. Teilgenommen wurde auch am Zeltlager des Unterverbandes in Michelstadt im Odenwald. Eine besondere Aktion kündigte Kirchner für den 7. September an. An diesem Tag findet eine Großübung für alle Jugendfeuerwehren der Stadt Schlüchtern und weiteren Hilfsorganisationen statt.
„Das freiwillige und ehrenamtliche Engagement ist der Kitt in unserer Gesellschaft“, lobte Bürgermeister Möller in seiner Ansprache die Arbeit der Feuerwehren. „Ihr seid eine klasse Truppe, Tag und Nacht ist auf euch Verlass“. Kernaufgabe des Brandschutzwesens sei es, Menschen in Not zu helfen und dies zu 100 Prozent auf ehrenamtlicher Basis. Auch die jüngste Unwetter- und Hochwassersituation habe gezeigt, wie wichtig die Feuerwehren sind. „Durch euren vorbildlichen und selbstlosen Einsatz habt ihr Schlimmeres verhindert – ich bin stolz auf euch“, sagte er zu den Einsatzkräften. Vor dem Hintergrund zunehmender Aufgaben für die Feuerwehren gehören die Sicherstellung und der Ausbau des Brandschutzes zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben.
„Jeder sollte wissen, was er an den Feuerwehren hat“, betonte Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann in seinem Grußwort. Es sei wichtig, dass es in jedem Ort eine funktionierende Feuerwehr gebe. Auch Kreisbrandmeister Florian Friedrich, der stellvertretende Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Helmut Zinkand, und Unterverbandsvorsitzender Bernd Schauberger sprachen Grußworte. Die Wichtigkeit der Feuerwehr, insbesondere angesichts des jüngsten Hochwassers, von dem auch Herolz stark betroffen war, hoben Ortsvorsteher Simon Dzierzawa und Wehrführer Thorsten Rank hervor.
Bürgermeister Möller, Stadtbrandinspektor Kreß und Kreisbrandmeister Friedrich nahmen Ehrungen vor. Daniel Simon von der Innenstadtwehr erhielt für 25-jährigen aktiven Dienst das Silberne Brandschutzehrenzeichen des Landes Hessen. Das Goldene Abzeichen für 40 Jahre erhielt Bernd Schäfer (Herolz). Isabell Gaul (Ahlersbach) wurde für ihre Verdienste in der Jugendarbeit mit der Floriansmedaille in Silber der hessischen Jugendfeuerwehr ausgezeichnet. Anerkennungsprämien des Landes Hessen für langjährige aktive Dienstzeit erhielten Matthias Eckhardt (Elm), David Wunderlich (Kressenbach) sowie Jens Höhn und Florian Friedrich (Gundhelm).