Die Menschen für Steinau begeistern

Text_2

Vier Haarnadeln waren nötig, dann saß die Krone perfekt im blonden Haar. Unter den Augen und dem Applaus der Steinauerinnen und Steinauer krönte Bürgermeister Christian Zimmermann beim Märchenbrunnenfest am vergangenen Sonntag Laura Fuchs zur ersten Steinauer Märchenkönigin und legte ihr die hellblaue Schärpe mit dem Schriftzug „Laura I.“ über die Schulter.
Zuvor war die 22-Jährige zu den Klängen von „Land of Hope and Glory“, gespielt vom Musikverein Germania, in einem wahrlich märchenhaften Kleid auf die Bühne gekommen. Zarte Blüten in hellblau, rosa, gelb und weiß zieren das Kleid der Regentin und ließen die junge Frau wie aus einem Märchen der Brüder Grimm entstiegen erscheinen.
In ihrer Antrittsrede betonte Laura I. den besonderen Moment als „allererste Märchenkönigin“ und ihren Stolz, eine neue Tradition begründen zu dürfen.
Steinau habe viel zu bieten und sei eine Stadt, auf die man mit Recht stolz sein könne: „Nicht nur wegen ihrer Geschichte, sondern auch wegen der Menschen, die hier leben, die zusammenhalten und die etwas bewegen wollen.“
Als Botschafterin wolle sie Steinau nach außen vertreten, die Stadt überregional noch sichtbarer machen und Menschen für Steinau begeistern. Einen Dank richtete Laura Fuchs an die Sponsoren und Unterstützer. Ohne das „Team Märchenkönigin“, ein Zusammenschluss von Unternehmen und Vereinen, gäbe es keine Märchenkönigin.
Bürgermeister Christian Zimmermann hatte eingangs an den „mehrstufigen Bewerbungswettbewerb“ erinnert, an dessen Ende die „beste Bewerberin“ ausgewählt worden sei. Laura Fuchs engagiere sich als Stadtverordnete und Ortsbeiratsmitglied in der Kommunalpolitik und damit für die Stärkung der Demokratie.
Mit herzlichen Worten dankte Museumsleiterin Stefanie Dallmann den Sponsoren des „Projekts Märchenkönigin“. Von den Unternehmen und Vereinen sei man mit offenen Armen empfangen worden und es habe eine große Bereitschaft gegeben, das Vorhaben zu unterstützen: „Ohne Sie wäre es nicht möglich gewesen, diese neue Tradition aus der Taufe zu heben“, wandte sich Stefanie Dallmann an die anwesenden Sponsoren, die das Geschehen aus den ersten Reihen verfolgten und schließlich von ihr auf die Bühne gebeten wurden.
Ihr Dank galt außerdem Eva-Maria Müller vom Brautmodengeschäft Le Mariage, die das Kleid der Königin gefertigt hatte, und Rahel Schäfer vom Kosmetikstübchen Hautnah, die Laura I. geschminkt hatte.
Zweifellos war die Krönung von Laura Fuchs das Glanzlicht des Märchenbrunnenfestes – zu feiern gab es aber weitaus mehr, nämlich 40 Jahre Märchenbrunnen und 50 Jahre Deutsche Märchenstraße.
Am 21. Juni 1985 war der Märchenbrunnen eingeweiht worden, damals zum 200. Geburtstag der Brüder Grimm. Seit vier Jahrzehnten sei der Brunnen auf dem Kumpen das Wahrzeichen der Stadt und Teil des neuen Stadtlogos, sagte Bürgermeister Zimmermann. Das Logo zeige die Silhouette von Rathaus, Brunnen, Blauem Haus, Katharinenkirche und Schloss und das Leitmotiv der städtischen Verwaltung „Gemeinsam für unsere Heimat“.
Dem Verein Steinau miteinander mit dem Begegnungscafé Gänsewiese dankte Zimmermann für die Bewirtung der Festgäste mit kulinarischen Leckerbissen aus Somalia, dem Irak, Syrien, Afghanistan, den USA, Italien, der Ukraine und Deutschland.
In einer kleinen Gesprächsrunde, moderiert von Museumsleiterin Stefanie Dallmann, würdigten der Rathauschef, Alt-Bürgermeister Joachim Renz, Ehrenbürger und Erster Stadtrat a.D. Koni Merz und Märchenerzählerin Margot Dernesch den Märchenbrunnen.
Die Akteure teilten mit dem Publikum Erinnerungen und Anekdoten rund um den Brunnen, der, geschaffen von dem Würzburger Bildhauer W. Finger-Rokitnitz, angeordnet über drei Trommeln bekannte und weniger bekannte Märchen der Brüder Grimm zeigt. 17 an der Zahl, wie Margot Dernesch wusste, Herausgeberin des Buches „Brüder Grimm – Kinder- und Hausmärchen am Märchenbrunnen in Steinau an der Straße“.
Steinaus Gästeführer und Gästeführerinnen gehören sicher zu denjenigen, die den Brunnen sehr gut kennen. Für sie, die seit 40 Jahren unzähligen Gästen aus aller Welt „ihr“ Steinau zeigen, war das Märchenbrunnenfest ein wunderbarer Rahmen zur Würdigung ihres Engagements.
Die Urkunden ehrten in persönlichen Worten den Einsatz der Gästeführer. Beispielhaft sei aus den Urkunden von Ellen Schmidt und Mariéle Syllwasschy zitiert: „Durch ihren Einsatz, ihre Ideen und ihr Engagement legte sie gemeinsam mit anderen den Grundstein für eine lebendige Stadtführungstradition, die bis heute begeistert und verbindet.“
Bürgermeister Zimmermann, der die Urkunden überreichte, lobte: „Führungen in dieser Zahl und in dieser Qualität haben nicht viele Städte. Sie sind so toll, dass sie fast immer ausgebucht sind.“
An einem Tag, der vor Höhepunkten nur so strotzte, war dies ein weiterer: Wie bei der Einweihung vor 40 Jahren, so gab es auch am vergangenen Sonntag Freibier aus dem Märchenbrunnen. Steinmetz Michael Stadler hatte dafür gesorgt, dass der Gerstensaft fließen konnte. Bernd Zeller, Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, hatte bereits vor 40 Jahren als Auszubildender das Bier gezapft. Nun schloss sich für ihn der Kreis, als er erneut den Zapfhahn bediente — wenige Wochen vor seinem Ruhestand. Im Rahmenprogramm des Festes trat Leonie Loleit, die Gewinnerin des 1. Steinauvision Songcontests, auf, Buchautorin Margot Dernesch erzählte Drachenmärchen und es gab Stadtführungen in Kurzversion.