Eine Veranstaltung unter dem Motto „Lasst uns vom Frieden träumen“ wäre vor wenigen Wochen wahrscheinlich auf Verwunderung gestoßen. Genießen wir doch in unserer Region seit 77 Jahren Friede, Freiheit und Demokratie mit geradezu überzeugter Selbstverständlichkeit. Trotz mannigfacher
kriegerischer Konflikte auf verschiedenen Erdteilen war Frieden für uns kein Traum, sondern traumhafte Realität. Doch nun sieht die Welt – auch unsere – anders aus.
Detlef Heinichen hatte zu einer Benefizveranstaltung für die Geflüchteten aus der Ukraine ins Theatrium eingeladen, wo Kulturschaffende mit Musik, Theaterspiel und Erzählungen vor voll besetztem Haus einen „besinnlichen Abend mit heiteren Momenten“ gestalteten, wie Detlef Heinichen in seinen Begrüßungsworten ankündigte.
Bilder von der Zerstörung Steinaus durch Bombardierungen am Ende des II. Weltkrieges, entliehen vom Fotostudio Merz, boten eine schockierende Parallele zu den täglichen Schreckensbildern aus der Ukraine.
„Die Ukraine lässt uns nicht unberührt, nachdem Putins Krieg mit Brutalität das Land überfallen hat, das
zur Demokratie gefunden hatte,“ sagte Detlef Heinichen. Schutzsuchende Menschen aus der Ukraine sollten in Steinau Hilfe erfahren, dafür finde die Spendensumme des Benefizabends Verwendung. Aus Steinau hatte ein Hilfstransport bereits die Ukraine erreicht, wie ein Foto mit dem Dank der Empfänger zeigte.
Stadtverordnetenvorsteher Michael Graf dankte für „die Welle der Hilfsbereitschaft“. Wie nichtig und
klein erschienen doch unsere Probleme angesichts des aktuellen Kriegsgeschehens. Sei es nicht Zeit, zu mehr Miteinander zu finden, gab er mit Blick auf die zunehmende Verrohung in den sozialen
Medien zu bedenken.
Mit einem ukrainischen und einem russischen Instrumentalstück eröffnete das Ensemble Joyosa den Abend. Die Folkmusiker Silke und Dirk Kilian präsentierten die osteuropäischen Melodien
auf historischen Instrumenten, einer Schlüsselfiedel und einer türkischen Trommel.
Ein Präsident, der auf einen Spiegel schießen ließ, um vermeintliche Feinde auszuschalten, übersäte die Umgebung mit Millionen Glasscherben, „an denen sich noch lange viele Menschen verletzen werden“, lautete das traurige Fazit der Geschichte, die John Rogers vortrug. Sylvia Monhoff-Keweloh leitete ihre Märchenerzählung mit melodischen Harfenklängen ein. Das koreanische Märchen „Die Blume der
Königin“ thematisierte Zuwendung, Pflichtbewusstsein und vor allem Aufrichtigkeit. So errang ein bescheidenes Mädchen aus den Bergen dessen Wahrheitsliebe stärker war, als der äußere schöne Schein, die Königinnenkrone.
„Ich singe mit mir selbst im Chor“, scherzte Marcel Wagner. Er habe seinen „Experimentierkasten“ dabei, ein Aufnahmegerät, in dem er seine Lieder in verschiedenen Stimmen nacheinander speicherte, um den Liedbeitrag sodann mehrstimmig vorzutragen. Daher sei er mit sich selbst in Harmonie, was er so manchem Staatenlenker dringend wünsche. Viel Beifall und Gelächter gab es für seine Beiträge „What a wonderful world“ auf Sächsisch und „Ein kleiner grüner Kaktus.“
Der Autor Antoine de SaintExupéry verschwand 1944 mit seinem Flugzeug, sein Werk „Der kleine Prinz“
blieb allerdings bis heute unsterblich. Detlef Heinichen spielte eine Szene aus dem „kleinen Prinzen.“ Ein anderes Wesen wird allein durch das miteinander Vertrautsein einmalig, lernt der kleine Prinz vom Fuchs. Die Rose des kleinen Prinzen ist nicht wegen ihrer Schönheit wichtig und einzigartig für ihn, sondern aufgrund der Zeit, die er für ihre Pflege aufgewendet hat. Am Ende schenkt der Fuchs ihm ein Geheimnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen.“
Nach der Pause gehörte die Bühne dem Musiker, Sänger und Songwriter Andreas Kümmert. Kraftvoll und ausdrucksstark begeisterte er das Publikum mit eigenen Songs und Musik aus der Rockszene. Er beeindruckte sowohl mit seinem fulminanten Gitarrenspiel aus auch mit seiner ausdrucksvollen
Stimme. Ergriffen lauschten die Zuhörer, als er am Ende der Veranstaltung im völlig dunklen Raum Leonard Cohens „Hallelujah“ erklingen ließ.
Ein von den künstlerischen Beiträgen berührtes Publikum und eine Spendensumme von 2.570 Euro waren das hervorragende Ergebnis des Benefizabends.
