Erntedank ist ein gutes Stück Heimat

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Kreislandwirt Mark Trageser und Helga Bertholdt, Vorsitzende des Bäuerinnenstammtisches der Bezirksvereine Schlüchtern, Gelnhausen und Hanau, haben beim Erntedankfest auf dem Struthhof der Herolzer Familie Schreiber die Erntekrone an Landrat Thorsten Stolz übergeben.
Der Landrat hob in seiner Festrede hervor, dass der Main-Kinzig-Kreis hinter der heimischen Landwirtschaft stehe und ein zuverlässiger Partner für die 1 000 landwirtschaftlichen Betriebe sei. „Erntedank ist ein gutes Stück Heimat und keineswegs hausbacken.“ Der Kreis unterstütze gerne, dass die Verbraucher verstärkt für Regionalität bei Projekten wie „Lernfeld Landwirtschaft“ oder „Main-Kinzig blüht“ sensibilisiert würden.
Jeder könne seinen Beitrag für den Klimaschutz leisten, indem er auf Spargel aus Peru verzichte und Spargel beim heimischen Direktvermarkter kaufe. „Wir dürfen uns glücklich schätzen, in einer starken Region leben zu dürfen. Wir leben in Frieden und Freiheit“, kritisierte Stolz die wachsende Empörungskultur in Deutschland. Er wies darauf hin, dass 820 Millionen Menschen in der Welt hungerten. Zwei Millionen hätten keinen Zugang zu Trinkwasser und alle zehn Minuten sterbe ein Kind unter fünf Jahren an Hunger und fehlender Hygiene. Zehn Millionen verwertbare Lebensmittel würden jährlich weggeworfen.
Helga Bertholdt betonte, dass der Bäuerinnen-Stammtisch Botschafter der Region sei und immer ein offenes Ohr für die Belange der Gesellschaft habe. Sie war sich sicher, dass der ländliche Raum mit starken politischen Bekenntnissen überleben werde.
Kreislandwirt Mark Trageser teilte mit, dass vielerorts eine gute Getreideernte eingefahren wurde. Beim Mais sehe es wegen der langen Trockenheit anders aus. Beim Grünland seien die Erträge unterdurchschnittlich, was zu Futterengpässen wie im vergangenen Jahr führe. „Trotz aller Wetterkapriolen können wir mit der Ernte zufrieden sein.“ Probleme in der Landwirtschaft lägen weniger in der wirtschaftlichen Lage, sondern dass „wir Landwirte derzeit an allem Schuld sind“ – egal ob Insektensterben, Klimaveränderung, Nitratbelastung oder Tiertransporte. „Aber was wäre, wenn es keine Landwirtschaft gäbe? Dann würden die Teller beim Mittagessen leer bleiben und das Kuchenbuffet würde ebenfalls ausfallen“, kritisierte er die Berichterstattung in den Medien, für die Landwirte den ganzen Tag nichts anderes täten als Glyphosat zu spritzen, Gülle zu fahren und Tiere zu quälen.
„Wir alle hier wissen, dass die Realität eine andere ist. Wir müssen in immer kürzerer Zeit immer mehr schaffen, damit das Geld für die Familie reicht.“ Der Kreisbauernverband biete jedem Politiker an, mit ihm ein paar Sachverhalte zu klären oder zu erklären. Die Landwirtschaft habe es immer geschafft, sich auf ein änderndes Klima und Bedingungen einzustellen. „Wir sind bereit, politische Vorgaben einzuhalten, wenn diese Vorgaben auch für den Import von Lebensmitteln eingehalten werden.“
In Vertretung des erkrankten Schlüchterner Bürgermeisters Matthias Möller erinnerte der Erste Stadtrat Reinhold Beier in seinem Grußwort an die Nachkriegszeit, als Menschen froren und hungerten. Jungen Menschen, die heute im Überfluss aufwachsen, sei es schwierig zu vermitteln, dass noch immer Millionen Menschen leiden. „Wir müssen mit den Ressourcen unserer Welt sparsam umgehen“, betonte der Vizebürgermeister.
Den feierlichen Gottesdienst umrahmten der Männerchor Herolz und die Jagdhornbläser des Kreisvereins Schlüchtern. Am Ende der Veranstaltung zeichnete Kreislandwirt Mark Trageser die Absolventen der Landwirtschaftsschule Nils Bertholdt, Alexander Bader, Marcel Schmidt, Oliver Panek, Benjamin Zurza, Marc Ruth, Julian Höhn und Lukas Jung aus.