„Was lange währt; wird endlich gut“, so heißt es in einem Sprichwort. Diesem kann sich der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft Steinau, Helmut Rüffer, nur anschließen.
Denn das Flurbereinigungsverfahren Steinau, das das Amt für Bodenmanagement Büdingen im Zuge des Ausbaus der A 66 eingeleitet und betreut hatte, ist nun nach über 25 Jahren abgeschlossen. Mit einem lachenden sowie einem weinenden Auge nahmen daher die Vorstandsmitglieder Heinrich Hildebrand, Karl-Heinz Lauer, Wilhelm Amend, Winfried Bathon, Helmut Rüffer und Erwin Mahr im Anschluss an die letzte Sitzung des Vorstandes ihre Urkunden entgegen.
Bürgermeister Malte Jörg Uffeln sprach dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft (TG) seine Anerkennung aus und stellte das ehrenamtliche Engagement, das über viele Jahre hinweg geleistet worden ist, noch einmal deutlich heraus. Auch Verfahrensleiterin Claudia Kaiser aus dem Amt für Bodenmanagement Büdingen dankte der Stadt Steinau für die gute Zusammenarbeit, aber ganz besonders den Vorstandsmitgliedern, die sich über viele Jahre ehrenamtlich und fachkundig für ihre Gemarkung eingesetzt haben. Sie hob zudem die gute und vor allem unkomplizierte Zusammenarbeit mit Hessen Mobil hervor.
Das Flurbereinigungsverfahren wurde im Jahr 1990 anlässlich des Baus der A 66 eingeleitet. Im Rahmen des Verfahrens wurden überregionale Ausgleichsmaßnahmen für den Neubau der A 66 erarbeitet und mit Hilfe der Flurbereinigungsbehörde auch erfolgreich umgesetzt, zuletzt im Jahr 2015 mit der Herstellung des „Storchenbiotops“ im Bereich der Kinzigaue in Richtung Niederzell. Durch die Wiedervernässung des feuchten und mit Gräben durchzogenen Gebietes ist ein interessanter Lebensraum entstanden.
Im Verfahren ist eine Fläche von 1 036 Hektar, das entspricht über 1 000 Fußballfeldern, neu geordnet wurde. Für den Neubau der A 66 zwischen Ahl und dem Distelrasen, einschließlich ihrer Nebenanlagen, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, wurden 116 Hektar Land in Anspruch genommen. Durch die Autobahn wurde das Wege- und Gewässernetz zerschnitten und musste neu gestaltet werden – ein mühsames „Puzzle-Spiel“.
„Wir konnten die Flächenbereitstellung für den Neubau der A 66 ohne Landabzug realisieren. Das heißt kein Eigentümer musste Land abgeben. Die Bundesstraßenverwaltung hatte bereits viele Grundstücke im Eigentum und es konnte noch einiges an Fläche während des Verfahrens angekauft werden“, erklärte Walther Müller, der zuständige Sachbearbeiter „Bodenordnung“ im Amt für Bodenmanagement Büdingen, der das Flurbereinigungsverfahren viele Jahre betreut hat.
Das zerschnittene Wege- und Gewässernetz wurde mit Unterstützung des TG-Vorstandes neu geplant und ausgebaut, die naturschutzrechtlichen Ausgleichsflächen wurden hergestellt und es entstanden größere Ackerschläge. Die Landwirte konnten ab 2012 ihre „neuen“ Flächen bewirtschaften. Ferner wurde durch die großzügige Neuabgrenzung der bestehenden Fließgewässer sowie die Schaffung von Uferrandstreifen den Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie Rechnung getragen.
Die Landschaftspflegerin Julia Hartmann aus dem Amt für Bodenmanagement Büdingen bilanzierte, dass allein im Jahr 2012 5,6 Kilometer landwirtschaftliche Wege und 17 700 Quadratmeter landschaftsgestaltende Anlagen mit einer Bausumme von circa 190 000 Euro hergestellt und von Hessen Mobil finanziert worden sind. Insgesamt sind in dem Flurbereinigungsgebiet rund 800 000 Euro verbaut worden.