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Eine ausgefeilte Illumination, teils auffallend farbenfroh, teils geheimnisvoll gedämpft, durchzog den Kurpark. Die Veranstaltung „Kurparkfarben“ mit dem Theater-Ensemble feel-X, die zum Kultursommer Main-Kinzig-Fulda gehörte, erfreute sich bester Resonanz.
Hatten die feel-X-Theaterleute in den vergangenen Jahren mit „Fassadenfarben“ die Altstadt Salmünster illuminiert, so kamen sie in diesem Jahr gerne dem Wunsch des Kurdirektors Stefan Ziegler nach und entwickelten ein interessantes Konzept zwischen wirkungsvoller Beleuchtung, Theater und Literatur für den Kurpark. Die Technik lag in den Händen von Benjamin Emeling, Tobias Emeling, Thomas Hummel und Wolfgang Kutzner.
Kurdirektor Stefan Ziegler, Bürgermeister Dominik Brasch, Feel-X-Vorsitzender Felix Wiedergrün und Koordinatorin Carina Zeller eröffneten die Veranstaltung. Natürlich war ein Spaziergang durch das mystische Farb-Spektakel bereits ein Erlebnis, die meisten Besucher schlossen sich allerdings einer der fünf Theater-Führungen an, die im 15-Minuten-Takt starteten.
Einleitend entführte Michaela Feldman, die mit Felix Wiedergrün die Texte bearbeitet hatte, in philosophische Gefilde. Mystik, Mythen und Legenden – die geheimnisvolle Welt des Phantastischen öffnete sich, als Benjamin Georg, Tanja Steinbock, Timo Triebensky, Lina Steinbock und Marie-Luise Hauck jeweils die Führungen zu den einzelnen Spielorten übernahmen.
In einem märchenhaft gestalteten Wald traf die Gruppe auf den Elfenkönig Oberon (Gerold Lotz), der seinem Begleiter Puck (Melanie Gräfen) aufforderte, die Zauberblume zu suchen. Nach der liebreizenden Szene aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ öffnete sich zur nächsten Szene ein Tor und gab den gefesselten „Prometheus“ (Thorsten Kelsch) frei.
Die Gestalt Prometheus (Vordenker) aus der griechischen Mythologie benannte in Goethes gleichnamigem Gedicht schonungslos das Versagen der Götter. Die leidenschaftliche Stimme des Darstellers klang durch die Nacht: „Ich euch ehren? Wofür? Habt ihr je die Schmerzen des Beladenen gelindert? Habt ihr je die Tränen des Geängstigten getrocknet?“ Da die Götter ihren Verpflichtungen nicht nachkamen, kündigte Prometheus den Pakt mit der Autorität. „Hier sitz‘ ich, forme Menschen nach meinem Bilde, ein Geschlecht, das mir gleich sei.“ Er formte mündige und frei denkende Individuen, die das ausschweifende Leben der Obrigkeit nicht länger stützten.
Später rezitierte Theaterführer Benjamin Georg das Gedicht „Die Teilung der Erde“ von Friedrich Schiller.
Nun hieß es „Leinen los“ für den selbstherrlichen Peer Gynt (Georg Schier), einen Passagier und die Mannschaft (Mario Spahn, Christina Gebhardt, Hannah Herpel, Magdalena Roush, Thorben Spahn, Jule Spahn). Im Musikpavillon kämpften die Seefahrer gegen Sturm und die Kapriolen des Peer Gynt.
Amüsant inszenierte „Puppenspieler“ Rudolf Falk Grimms Märchen „Die Lebenszeit“, ehe schon von weitem ein Zigeunerlager die Aufmerksamkeit der Gruppe erregte. Zigeunerin Raluca (Elisabeth Ghulam) erzählte die Geschichte von der Sonnenmutter und dem Sonnen- und Wolkenkönig, während Mirela (Regina Roth), und Oana (Anja Peterek) gespannt lauschten.
Scheinbar traumverloren hütete „die Herrin des Sees“ (Sarah Wiedergrün) den Ententeich, umgeben von Bäumen und Büschen, die sich farbig im Wasser spiegelten und ließ sich vom Zauberer Merlin (Thomas Hummel) nicht aus der Ruhe bringen. In der Tat hätte die Szene der mittelalterlichen Artussage entsprungen sein können.
Als stimmungsvoller Abschluss des „Farb-Theater-Spektakels“ musizierte Silke Statzner auf dem Instrument Handpan im Historischen Konzertsaal. Zu den meditativen Klängen konnten die Besucher das Erlebte noch einmal in Ruhe Revue passieren lassen.