Marlon und Neo König sind sechsjährige Zwillingsbrüder aus Schlüchtern. Aufgrund einer Frühgeburt und vieler unglücklichen Umständen sind die Beiden schwerstbehindert. Noch kann Marlon vom Rollstuhl in den Autositz gehoben werden. Doch lange ist dies nicht mehr möglich.
Daher benötigt die Familie einen behindertengerechten Bus mit Seitenlifter. Einem Spendenaufruf von Sonja Harrison in Facebook sind schon tausende gefolgt. „Meine Kinder sind mit Marlon und Neo in den Kindergarten gegangen. Ich kenne ihr Schicksal und wollte helfen. Dass inzwischen 20 000 Euro auf das Spendenkonto eingegangen sind, ist einfach wunderbar“, berichtete die Schlüchternerin.
Beim Nightshopping hätten die Jungwinzer für den guten Zweck gegrillt und die Stadtverordneten ihre Sitzungsgelder vom Dezember gespendet, freute sich Bürgermeister Matthias Möller bei einem Termin im Autohaus Schlüchtern über die Hilfsbereitschaft im Bergwinkel. „Mit kleinen Schritten zum Ziel, das macht unsere Gesellschaft aus“, betonte Möller.
Dass es zu dem Treffen bei der atzert:weber Gruppe kam, hatte einen besonderen Grund. „Wenn die Familie König einen VW Multivan bei uns kauft, erhält sie ihn zum Selbstkostenpreis“, sagte Werksleiter Andreas Wätjen. Er wies darauf hin, dass das Fahrzeug in Schlitz behindertengerecht umgebaut werden könnte.
Mutter Andrea König konnte es nicht glauben. „Mit so einer großen Geste hätte ich niemals gerechnet. Heute sind Marlon und Neo ihrem Bus ein Stück näher gekommen.“ Neo sei ein kleiner Autonarr. Er liebe vor allem Volkswagen. „Wenn er ein Auto sieht, gibt er Gas und läuft auf das Fahrzeug zu. Da kommt man kaum noch hinterher.“ Mit den Beiden allein unterwegs zu sein, sei schier unmöglich.
Wie schwerstbehindert die Zwillinge sind, hatte Sonja Harrison in Facebook beschrieben. Die Beiden sind in der 29. Schwangerschaftswoche gesund zur Welt gekommen. Marlon war 40 Zentimeter groß und wog 1540 Gramm. Neo wog 730 Gramm und war 33 Zentimeter klein. Marlon wurde bei seiner zweiten Darmoperation mit 21 Tagen Sauerstoff unterversorgt und fiel für acht Wochen ins Koma. Das hatte zur Folge, dass er einen totalen Gehirnschaden davontrug. Es ist nahezu kein Gehirn mehr vorhanden. Außerdem ist er blind. Er wird über eine Sonde ernährt und sitzt im Rollstuhl, da er keinerlei Körperspannung hat.
Neo wurde auch mit 25 Tagen am Darm operiert. Bei dieser OP musste er nahezu seinen ganzen Dünndarm einbüßen. Er ist daraufhin kleinwüchsig. Mit fünf Monaten erlitt er im Krankenhaus eine schwere Sepsis mit multiplem Organversagen. Als er im Alter von 18 Monaten eine Mittelohrentzündung hatte, trug er eine mittelgradige Schwerhörigkeit davon. Die Folgen davon sind eine verzögerte Sprachentwicklung. Außerdem ist er stark entwicklungsverzögert und hat eine geistige Behinderung.
Die beiden Jungs gehen in die Heinrich-Hehrmann-Schule. Die gelernte Krankenschwester Erika Gärtner begleitet sie in die Schule und betreut sie nachmittags.
Andrea König lässt sich nicht unterkriegen. „Ich bin ein positiver Mensch. Ich habe mein Schicksal angenommen und lebe für meine Jungs. Anstrengend sind vor allem die Nächte. Marlons Puls ist schwach. Manchmal hört er auf zu atmen.“ Die vierfache Mutter war sehr erstaunt, wie viele Menschen spenden. Auch Leute, die selbst wenig Geld haben. „Ein siebenjähriger Junge hat sogar sein Taschengeld per Post geschickt“, erzählte sie.
Das Spendenkonto: Katholische Kirche Schlüchtern, Verwendungszweck: Spendenkonto Marlon und Neo, Kreissparkasse Schlüchtern, IBAN DE10 5305 1396 0020 6444 15. Die Pfarrgemeinde stellt auf Wunsch eine Spendenquittung aus.