„Die Puppen sind unsterblich, die Protagonisten wachsen nach. Bleiben Sie neugierig!“ Es war Allan Karlsson, der berühmte Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand, der den Gästen des Festaktes „25 Jahre Steinauer Puppenspieltage“ diesen Rat gab.
An diesem Abend in der Katharinenkirche wurde Allan Karlsson begleitet von Puppenspieler Detlef Heinichen. Beide hatten keinen weiten Weg, sind sie doch vis à vis der Kirche im Theatrium zu Hause.
Karlsson und Heinichen waren für die künstlerische Leiterin der Puppenspieltage eingesprungen, die im Publikum saß, aber wegen einer Erkrankung nicht sprechen konnte. Die beiden hatten einiges zu berichten. Sie erinnerten an die Anfänge des Festivals in 1993, als die künstlerische Leitung in den Händen von Dieter Brunner lag. Ihm folgte nach neun Jahren Markus Dorner, der fünf Jahre später an Regina Wagner übergab. Die Berlinerin ist also seit elf Jahren an Bord, was Allan Karlsson zu der Bemerkung verleitete: „Die Frauen haben doch den längeren Atem.“
29 000 Besucher in 450 Vorstellungen – die 17 Aufführungen in diesem Jahr nicht mitgerechnet – sind eine stolze Bilanz aus 25 Jahren Puppenspieltage. Puppen- und Figurentheater aus ganz Deutschland, der Schweiz, Slowenien, Tschechien und China gaben sich in dieser Zeit ein Stelldichein in der Brüder-Grimm-Stadt.
Für den erkrankten Bürgermeister Malte Jörg Uffeln sprach Stadtrat Fritz-Eckhard Schmidt. Er betonte, Steinau sei vor 25 Jahren als Spielort für das Festival ausgewählt worden, weil sich die Stadt durch die großartige Leistung des Marionettentheaters einen Namen gemacht habe. Ohne diesen hart erarbeiteten Ruf und den guten Namen der „Holzköppe“ hätte hier kein Festival stattgefunden, war sich Schmidt sicher.
Der Stadtrat ließ es sich nicht nehmen, all denen zu danken, die sich für die Puppenspieltage engagieren. Darunter die öffentliche Hand, private Förderer der Kultur, Unternehmen und nicht zuletzt die Mitarbeiterinnen des städtischen Verkehrsbüros Claudia Dorn, Ingrid Ganß, Britta Heim und Magdalena Kozlowska, die „für Planung, Vorbereitung und Nacharbeit des Festivals“ verantwortlich sind.
Die Puppenspieltage böten stets „leichte, lustige, aber auch schwere und ernsthafte Unterhaltung“ und versprächen damit „Puppenspiel auf höchstem Niveau“, lobte Fritz-Eckhard Schmidt die Qualität der Kulturveranstaltung.
Als Festredner hatten die Verantwortlichen Rainer Bomba gewinnen können. Der in Steinau lebende Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium erinnerte sich daran, als Grundschüler erstmals das Marionettentheater „Die Holzköppe“ besucht zu haben. Die kleinen Figuren hätten ihn und seine Mitschüler in eine andere Welt entführt. Gerne erinnere er sich an diese erste Aufführung, die er gesehen habe. In diesem Zusammenhang bedauerte Bomba die Entscheidung der Stadt gegen die Familie Magersuppe, die das Theater Mitte der 1950er Jahre in Steinau etabliert habe.
Als er sich Gedanken um seine Festansprache gemacht habe, habe er auch über die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre nachgedacht. Neue Begriffe wie Industrie 4.0, Informationsgesellschaft, Breitbandausbau und Cyberkriminalität prägten das Leben. In einer Zeit, in der alles in Bewegung scheine, suchten die Menschen nach einem Fels in der Brandung, nach Geborgenheit und Althergebrachtem. Die Kultur, und hier das Puppenspiel, sei ein Teil dieser Geborgenhei, „die wir alle brauchen“.
Kreisbeigeordneter Matthias Zach sagte, es sei ihm immer eine Freude nach Steinau zu kommen. Das Puppenspiel sei Innovation und Fantasie.
Mit ihrer Musik gewannen Siegbert Kühn und Leonie Loleit die Herzen der Festakt-Besucher. Mit Charme und Gefühl intonierten sie Musical-Melodien aus „Dornröschen“ und „Tarzan“ und das Lied „Küss sie doch“ aus „Arielle, die Meerjungfrau“. Gerold Lotz und Rudolf Falk rezitierten die essayische Erzählung „Über das Marionettentheater“ von Heinrich von Kleist.
Souverän – ist sie doch seit Beginn der Puppenspieltage mit der Organisation betraut – hatte Claudia Dorn vom städtischen Verkehrsbüro durch das Programm des Abends geführt.
Ehe die Gäste die Eröffnungsvorstellung der Puppenspieltage besuchten, trafen sie sich zu einem Empfang in den Räumen der Seniorenhilfe im Viehhof. Dort wurden sie in netter Atmosphäre mit kleinen Köstlichkeiten und Getränken bewirtet.