Kreativität und unternehmerisches Denken

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Vier Schülerinnen der Schlüchterner Kinzig-Schule dürfen zurecht stolz sein. Beim deutschen Gründerpreis für Schüler belegten Alena Müller (Rabenstein), Laura Leipold Bad Soden-Salmünster), Sarah Heindel (Kressenbach) und Sophie Barthel (Marborn) bundesweit den 149. Platz von insgesamt 826 Teams. In der Hessenwertung landete das Quartett sogar auf Rang 14.
Der Gründerpreis ist die Auszeichnung für hervorragende Unternehmer in Deutschland. Der Sonderpreis für Schüler ist eine Kategorie davon. Er wird für vorbildliche Leistungen bei der Entwicklung von innovativen und tragfähigen Geschäftsideen verliehen.
„Es war nicht einfach für uns, unternehmerisch zu arbeiten. Die Finanzplanung war eine richtige Herausforderung“, berichtete Alena Müller bei der Siegerehrung. Die Idee, eine Wunder-Eiswaffel anzubieten, war bald vertieft. „Unsere Eiswaffel besitzt einen aus Waffelteig geformten Ring. Dieser verläuft um die Waffel herum und kann mitgegessen werden. Er verhindert das Verkleben der Hände, da er das schmelzende Eis auffängt“, erklärte Laura Leipold die Geschäftsidee.
„Jährlich werden in Deutschland 27 Millionen Liter Eis konsumiert. Dafür sorgen Markenhersteller wie Schöller und Nestlé und rund 3 000 Eisdielen“, fügte Sophie Barthel hinzu. Und die Eiscafés waren genau die Zielgruppe für das Planspiel. Zunächst entschieden sich die jungen Damen für die Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts. „Das hat den Vorteil, dass kein Mindestkapital erforderlich ist wie bei einer GmbH und die Buchführungsvorschriften gelockert sind“, erklärte Sarah Heindel. Diese Entscheidung habe vermutlich ein paar Plätze im Ranking gekostet, mutmaßte Oliver Kolesky, Lehrer und Teamcoach, nach der Analyse des Jury-Feedbacks.
Wie sah der Finanzplan aus, der gemeinsam mit der Unternehmenspatin und Steuerfachwirtin Anja Pfeifer aufgestellt wurde? Der Nettopreis für die Waffel wurde auf 20 Cent veranschlagt. Mindestens 50 000 Waffeln sollten im ersten Jahr produziert und verkauft werden und dabei ein Umsatzerlös von 22 280 Euro erreicht werden. „Wir kalkulierten im Gründungsjahr einen Verlust von 8 990 Euro ein und gingen davon aus, dass wir ab dem dritten Jahr schwarze Zahlen schreiben“, so Alena Müller. Dann sollten bereits 172 800 Waffeln verkauft werden.
Das Argument der vier Jungunternehmerinnen war einleuchtend. Während die großen Hersteller wohl kaum auf Kundenwünsche eingehen, kann dies ein Kleinbetrieb jederzeit. Waffeln in bestimmter Rezeptur und unterschiedlichen Farben und Designs, vegan oder glutenfrei, sind eine Marktlücke. Und die Waffle-Wonder GbR macht Eisessen halt besonders.
„Habt ihr jetzt Angst, dass euch einer eure Idee stiehlt?“, wollte Sparkassendirektor Torsten Priemer wissen. Die Kreissparkasse Schlüchtern stand bereits zum 14. Mal als regionale Spielzentrale an der Seite der Kinzig-Schüler. „Das waren vier harte Monate für die Vier“, berichtete Planspiel-Leiterin Sonja Heil, die hervor hob, dass sich seit dem Jahre 1999 über 78 000 Schüler trotz steigender schulischer Belastung am Gründerpreis beteiligt hätten. Sie empfahl den Schülerinnen, das Teilnahme-Zertifikat jeder künftigen Bewerbung beizulegen. Und Torsten Priemer versprach: „Ich hole eure Bewerbung für eine Ausbildung bei der Kreissparkasse Schlüchtern persönlich ab. Ihr habt mit Kreativität und unternehmerischem Denken überzeugt. Solche Auszubildende sind sehr begehrt.“
Doch noch muss sich Priemer zwei Jahre gedulden. Denn die Schülerinnen des Fachbereiches Wirtschaft und Verwaltung müssen noch zwei Jahre bis zur Reifeprüfung die Schulbank drücken.