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Klangpoet Florian Betz hat den Bergwinkel im Herz berührt. Der außergewöhnliche Künstler aus Halle überzeugte beim dritten Schlüchterner Straßenmusikfestival die Juroren mit seinen melodischen und verträumten Improvisationen auf dem Pantam und ließ sich als verdienter Sieger feiern. „Alles, was ich spiele, entsteht im Moment. Es gibt keine Stücke und Noten. Ich musiziere für Frieden, Liebe und Freiheit“, betonte der Virtuose.
Die Seele eines Volkes spiegelt sich in seiner Musik wider. Eine Kostprobe der musikalischen Klangwelten Lateinamerikas gab das Duo „Canto Y Cuerdas“. Vom Bossa Nova bis zum Tango entführten Catrinel Berindei und Klaus Neubert ihre Zuhörer in eigene Traumwelten.
Dass das Wetter nicht mitspielte, hielt Tausende am Samstagabend nicht davon ab, 15 Musikgruppen und Solisten auf den neun Bühnen der Schlüchterner Innenstadt zuzuhören. Von Gipsy-Rock, Irish Folk bis Punk oder der „melankomischen Beatscheiße“: Die musikalische Vielfalt der Vorträge war bemerkenswert und preisverdächtig. Alle waren bereit für stürmische Zeiten wie Linda Ka. Die Neuhoferin begeisterte ihr Publikum ebenso mit Eigenkompositionen wie die Grünen Raben aus dem Rhein-Main-Gebiet, die den dritten Platz belegten. „Wir erzählen den Soundtrack unseres Lebens. Manchmal verliert man sich und braucht jemand, der einen wieder aufrichtet. Manchmal wird man schwindelig, wenn man zu tief atmet,“ meinte Frontman Flo.
Jante und Tim aus Leipzig setzten auf tiefsinnige Eigenkompositionen wie „Komet“ und „Still Remember“. Die Gruppe „Perlenstaub“ verstand es hervorragend, mit Akkordeon und Gitarre magische Momente zu kreieren, und erhielt einen Sonderpreis.
Chaotisch und komisch kamen dagegen die maskierten Musiker von Kommaklaus rüber. Ihre Performance war einfach genial. Dafür hätten sie auch einen Preis verdient. Doch der ging schließlich an Mike Jehn & The Hot Strings mit ihrem Zigeuner-Jazz.
Dagegen gingen Tante Käthe And The Husband Shakers leer aus. Die jungen Frauen aus dem Fuldaer Land waren unplugged mit Songs wie Mother Finess „Baby Love“ und Jefferson Airplane „Somebody To Love“ unterwegs. „Wir haben uns beim Gitarrenunterricht irgendwie kennengelernt, tourten als Girlband durch die Lande und suchen nach einer schöpferischen Pause eine andere musikalische Herausforderung“, erzählte Künstlerin Jo. „Handgemachte Musik unter die Leute zu bringen, macht Spaß. Prima, dass es das in Schlüchtern gibt.“
Für internationales Flair sorgten drei Künstler. Carolyn Walsh ließ das Publikum von der grünen Insel träumen. Der Londoner George St. George verstand es, mit seinen Balladen die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen und spielte auch mal Pippi Langstrumpf für die etwas Jüngeren. Der Australier Songwriter Paul Fogarty zelebrierte den „Guitar Breaking Song“. Für Lokalkolorit sorgten „Farbrausch“ aus Petersberg, „Wild im Wald“ aus Bad Soden-Salmünster und „Darcy‘s Fault“ aus Fulda.
Als Juroren fungierten Torsten Priemer (Caravan Big Band), Magnus Schmerfeld (Diskokugel), Knut Koller (Back of beyond), Dirk Zinkhan (Juryleiter des deutschen Rock- und Poppreises) und Thomas Krick (Traut euch Sänger). Für die Geschäftswelt hatte das Schmuddelwetter etwas Gutes. Bei jedem Schauer strömten die Besucher nur allzu gern in die Läden, die bis Mitternacht geöffnet hatten.