Ausnahmezustand in der Bergwinkelstadt

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Hoher Besuch in der Bergwinkelstadt: Vitali Klitschko, ehemaliger Box-Profi und derzeitiger Oberbürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, besuchte am vergangenen Freitag Schlüchtern und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. In der Bergwinkelstadt herrschte Ausnahmezustand.
„So etwas hat Schlüchtern noch nicht erlebt“, lautete die begeisterte und überschwängliche Meinung einiger der vielen Besucher. Hunderte von Menschen hatten sich im Bereich von Rathaus und Stadthalle versammelt, um den prominenten Gast zu sehen.
Doch wieso kommt Vitali Klitschko, der wegen mehrfacher Weltmeistertitel im Schwergewicht und seines Doktortitels auch „Dr. Eisenfaust“ genannt wird, auf die Idee, ausgerechnet Schlüchtern zu besuchen? Der Besuch hat eine Vorgeschichte in Erzengel Michael. Mit seinen Attributen Schwert und Waage taucht dieser im Stadtwappen von Schlüchtern und von Kiew auf.
Dies war dem aus Steinau stammenden Staatssekretär im Bundesverkehrsministeriums, Rainer Bomba, bei einem Besuch in Kiew aufgefallen und er hat den Oberbürgermeister darauf angesprochen.
Daraufhin hat Klitschko Bomba ein Wappen mitgegeben, welches seitdem im Schlüchterner Rathaus hängt. Als Dank übersandte Bürgermeister Falko Fritzsch seinem ukrainischen Amtskollegen ein Bild der Bergwinkelstadt, welches Bomba bei einem weiteren Besuch in Kiew übergab. Klitschko sagte daraufhin zu, bei passender Gelegenheit Schlüchtern einen Besuch abzustatten.
Am Rande einer Investorenkonferenz, zu der Klitschko und Bomba zusammen nach Frankfurt gereist waren, machten sie nun auch einen Abstecher nach Schlüchtern. Deren verspätete Ankunft wurde von vielen Menschen mit großer Spannung erwartet. Schließlich konnte Bürgermeister Fritzsch seinen prominenten Amtskollegen aus Kiew sowie den Staatssekretär aus Berlin im Beisein zahlreicher kommunalpolitischer Mandatsträger am Stadtplatz begrüßen.
„Herzlich willkommen“, sagte der Schlüchterner Rathauschef im Beisein seines Amtsnachfolgers Matthias Möller dann auch im Sitzungssaal des Rathauses, wo das Stadtwappen aus Kiew seinen Platz hat.
Fritzsch lobte den prominenten Gast für dessen politisches und soziales Engagement. Er sei froh hier zu sein, sagte Klitschko und sprach von einer schönen Atmosphäre in Schlüchtern. Ein besonderer Moment war, als sich sowohl Klitschko als auch Bomba in das Goldene Buch der Stadt Schlüchtern eintrugen. Kaum ein Durchkommen gab es im Anschluss zwischen Rathaus und Stadthalle, wohin der prominente Besuch unterwegs war. Hunderte von Menschen wollten den berühmten Gast hautnah erleben. Klitschko zeigte sich, obwohl die Zeit angesichts eines straffen Terminplans drängte, volksnah und erfüllte geduldig eine Vielzahl von Autogramm- und Selfie-Wünschen.
Ein so großes Interesse, sowohl aus den Reihen der Medien als auch der Bevölkerung, hatte wohl kaum jemand erwartet. Starke Ellenbogen waren angesichts des großen Gedränges gefragt, um sich ein Durchkommen zu dem prominenten Gast zu verschaffen und ein gutes Foto zu erhaschen.
Die nächste Überraschung war in der Stadthalle, wo der große Saal vollbesetzt war mit Menschen, die Vitali Klitschko erleben wollten. Bürgermeister Fritzsch zeigte sich in seiner Begrüßung erfreut über das große Interesse. Staatssekretär Bomba ging auf die Vorgeschichte des Besuchs mit den gleichen Stadtwappen ein. Zugleich gab er Erläuterungen zur Investorenkonferenz in Frankfurt, in welcher es um die Fertigstellung einer großen Brücke in Kiew geht. „Deutschland und die Ukraine können gemeinsam Brücken bauen“, betonte Bomba.
Er habe als Kind den Traum gehabt, Box-Weltmeister zu werden, sagte Klitschko in gut verständlichem Deutsch in seiner Ansprache. Dieser Traum sei wahr geworden.
Um Träume zu verwirklichen, müsse man ständig arbeiten. „Ohne Kampf gibt es keinen Sieg“, ging der 45-Jährige auf seine großen sportliche Erfolge ein. Jetzt habe er als Politiker den Traum, ein modernes, demokratisches Land mit gutem Lebensstandard zu bauen. „Wir kämpfen für die Ukraine und ihren Wohlstand“, betonte Klitschko. Es gebe große Herausforderungen mit der Verbesserung der Infrastruktur sowie des Tourismus. Ein weiterer Traum sei der Frieden in seinem Land.
Klitschko dankte Deutschland und insbesondere Staatssekretär Bomba, mit dem er mittlerweile befreundet sei, für die Unterstützung.
Abermals Ausnahezustand mit einer großen Menschenmenge herrschte in der Schlossstraße, als Vitali Klitschko und sein Gefolge von der Stadthalle in die Traditionsgaststätte Lasch zum Mittagessen gingen. Dort gab es auch eine kurze Pressekonferenz mit überregionalen Medien. Zum Auftakt ihres Besuchs hatten Klitschko und Bomba die Schlüchterner Kinzig-Schule in den Sauren Wiesen besucht und dort mit Schülern diskutiert.
Nach Abschluss des Schlüchtern-Besuchs ging es für Klitschko zum wichtigsten Teil seines Deutschland-Aufenthaltes, zur Investorenkonferenz nach Frankfurt.