„Die will nicht so, wie ich will. Dabei weiß ich gar nicht, was ich will“, meinte der Fischer beim Freilichttheater im Amtshof der Brüder-Grimm-Stadt. Unter dem Motto „Vom Fischer und seiner Frau“ stand in der Steinauer Altstadt der 15. Märchensonntag.
„Herr Fischer hat keine Frau“, präsentieren Kurt Spielmann und Maya Prinzolas am Mühlberg ihre eigene musikalische Version der Geschichte. Sie hat ihn verlassen. Immer mehr, alles größer, edler, teurer, war ihr gerade recht. Und vor dem Viehhof ist Ilsbill – so heißt sie im Grimmschen Märchen – Päpstin. Wünscht sich ein Smartphone und den Falken vom Scheich von Abu Dhabi. Selbst das Wetter will sie machen, auch wenn dafür nur Götter zuständig seien. Der Ballettsaal Opsahl brachte das Märchen tänzerisch auf die Bühne der Katharinenkirche. Die Holzköppe ließen ihre Marionetten tanzen.
In seinem märchenhaften Gottesdienst beleuchtete Pfarrer Wilhelm Laakmann am Beispiel des Fischers und seiner Frau die Zerrbilder des Lebens. „Die Frau hat Hunger nach Leben. Der Fischer ist wunschlos unglücklich. Er hat seine Träume über Bord geworfen. Viele leben heute aus zweiter Hand.“
Mehrere tausend Besucher hatten den ganzen Tag über die Qual der Wahl bei der märchenhaften Angebotspalette. Im Hirschgraben regte Märchenkönig Achim von Obermarsberg die Kinder mit spannenden Geschichten zum Mitmachen an. Im Amtshof verblüffte Gaukler Sepp seine jungen Zuschauer mit seinen Kunststücken. Ein Bubble-Zauberer hüllte die Kinder mit riesigen Seifenblasen ein.
An acht Spielorten – Kumpen, Katharinenkirche, Brüder-Grimm-Haus, Schloss, Hirschgraben, Viehhof, Mühlberg und Walkmühle – waren Walkacts unterwegs wie das Duo „Einfach Riesig“ als Piraten auf Stelzen oder das Stelzentheater „Circolo“ mit Neptun und Nixe.
Magisch musisch musizierte das Trio Julietta auf dem Kumpen. Vor der Walkmühle sang Minnesoda mittelalterliche Blödellieder. Dort kreuzten auch die Bänkelsänger „Das Labsal“ auf.
Passend zum Märchen standen Wasser und Meer im Mittelpunkt beim Fischen im Märchenbrunnen oder bei den Wasserspielen mit der Jugendfeuerwehr am Mühlberg. In einem großen Wasserbecken im Mühlgraben konnten die Kinder in riesige Aqua-Bälle steigen und trockenen Fußes im Becken tollen.
Bei der Eröffnung hatte Bürgermeister Malte Jörg Uffeln „einen erlebnisreichen und zufriedenen Tag“ gewünscht. Bevor der Märchensonntag mit einem Umzug aller Akteure zum Kumpen zuende ging, stieg noch einmal die Spannung, als Hans-Joachim Knobeloch von der Agenda 21 das Motto des Märchensonntags 2017 „Das tapfere Schneiderlein“ bekannt gab.