Ein hochkarätig besetztes Symposium zum Thema „Smarte Mobilität“ hat den Auftakt zum neuen Helle Markt in Schlüchtern gebildet. Staatssekretär Rainer Bomba (CDU), Grünen-Bundestagsabgeordneter Stephan Kühn, Verkehrswissenschaftler Professor Dr. Helmut Holzapfel, Opel-Manager Gerrit Riemer und die Bürgermeister Dr. Peter Brandauer (Werfenweng) und Matthias Möller (Schlüchtern) diskutierten über Strategien für eine stadtverträgliche Mobilität.
In einem Impulsreferat forderte Verkehrswissenschaftler Holzapfel, die Randbedingungen für eine andere Denkweise über Verkehr dringend zu verändern. Er nannte Beispiele wie Münster, wo es eine halbe Million Fahrräder gebe und damit fast doppelt so viel wie Einwohner oder Zürich, wo 120 Millionen Franken für neue Radwege und Fahrradabstellplätze ausgegeben werden. „Zweidrittel der täglichen Entfernungen betragen keine fünf Kilometer. Ein bewusster Verzicht auf das Auto ist dann möglich, wenn der öffentliche Nahverkehr, Fuß- und Radverkehr attraktiver wird.“
Wie sanfte Mobilität im Salzburger Land zu einer touristischen Attraktion werden könne, erläuterte der Werfenwenger Bürgermeister Brandauer. Die kleine Gemeinde mit ihren tausend Einwohnern habe jährlich 275 000 Übernachtungen. Dafür sorge die Samo-Card. „Die kann jeder Gast bekommen, der mit Bahn und Bus anreist oder den Autoschlüssel im Verkehrsbüro abgibt. Samo-Gäste kommen in den Genuss unserer Mobilitätsgarantie. Es stehen kostenlos mehr als 100 Fahrzeuge von Segways, Elektroscooter bis zum Elektroauto zur Verfügung. Wer nicht selbst fährt, den bringt das Elektro-Taxi an Ort und Ziel.“
Staatssekretär Bomba berichtete, dass auf deutschen Straßen den 44 Millionen Benzinern und Diesel gerade mal 70 000 E-Autos gegenüber stünden. Zwar sei die Reichweite der Elektro-Fahrzeuge inzwischen schon recht gut und die Technik fast alltagstauglich, aber es fehle an Ladesäulen. In den kommenden Jahren werde die Ladeinfrastruktur mit einem 300-Millionen-Euro-Förderprogramm der Bundesregierung ausgebaut. Bomba versprach, dass auch die Stadt Schlüchtern dabei auf eine 50- bis 60-prozentige Förderung hoffen könne, wenn ein entsprechendes Ladesäulen-Konzept vorliege.
„Kern aller Veränderungen ist die Digitalisierung, die flächendeckend angegangen wird. Denn automatisiertes und vernetztes Fahren wird kommen und Verbrennungsmotoren wird es im Jahre 2050 nur noch in Museen geben. Effizienz-Häuser, wie sie beispielsweise Bien-Zenker auf dem Distelrasen baut, werden künftig eine wichtige Schnittstelle zur E-Mobilität bilden“, war sich der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium sicher.
Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer, dass ein Elektroauto keine Abstriche in der Lebensqualität bringen dürfe. Für Stephan Kühn, verkehrspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, war es wichtig, dass die Leute Erfahrungen sammelten, elektrisch zu fahren, um so Anreize für den Kauf von Elektroautos zu schaffen.
Was die Reichweite der E-Fahrzeuge betraf, betrieb Gerrit Riemer, Director Future Mobilty der Adam Opel AG, Eigenwerbung für den Ampera. Problemlos sei er mit der Familie nach Südtirol in den Urlaub gefahren. „Das muss kein Abenteuer werden. Dreimal schnell laden bei einer jeweils einstündigen Rast auf der Autobahn und man erreicht sein Ziel. Die Technologie ist da und funktioniert.“
Nutzfahrzeuge mit Hybridantrieb sind für die Städte und Gemeinden derzeit unerschwinglich. „Die Umstellung rechnet sich wirtschaftlich noch nicht. Das wäre nur ein Marketingeffekt“, betonte der Schlüchterner Bürgermeister Matthias Möller.