Margot Dernesch widmet dem Märchenbrunnen ein Buch

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„Ich bin so zufrieden. Das Produkt ist einfach Freude.“ Die Augen von Margot Dernesch strahlen, als sie über ihr abgeschlossenes Buchprojekt spricht. Seit mehr als zehn Jahren habe sie der Gedanke beschäftigt, ein Buch über den Steinauer Märchenbrunnen herauszugeben. Am Freitag, 17. März, ist es nun soweit: die Publikation „Brüder Grimm – Kinder- und Hausmärchen am Märchenbrunnen in Steinau an der Straße“ wird um 17 Uhr in der Markthalle des Rathauses vorgestellt.
Aus ihrer Zeit als Gästeführerin weiß Margot Dernesch, dass viele Besucher gerne ein Andenken an Steinau mit nach Hause nehmen wollten. Da der Brunnen ein Alleinstellungsmerkmal und ein Anziehungspunkt sei – „viele tummeln sich im Sommer um den Brunnen“ –, aber nur wenige die Motive auf dem Brunnen den Märchen zuordnen könnten, sei die Idee gereift, dem Märchenbrunnen ein Buch zu widmen.
„Mit dem Buch möchte ich auch Steinau bekannter machen und ins Bewusstsein rücken, dass die Brüder Grimm hier ihre Kindheit und Jugend verbracht haben“, weist Margot Dernesch auf einen weiteren Beweggrund hin. Als Märchenerzählerin sei sie in ganz Deutschland unterwegs und beantworte immer wieder die Frage: „Wo liegt denn dieses Steinau?.
17 Motive aus der weltbrühmten Grimmschen Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“ sind am Märchenbrunnen abgebildet und in dem Buch nach der Originalausgabe von 1857 nachzulesen. Bewusst hat Margot Dernesch auf Worterklärungen im Anhang und auch auf Fußnoten verzichtet: „Ich möchte den Märchenton erhalten wissen“.
Eine Herzensangelegenheit war für die Herausgeberin die Gestaltung des Buchcovers. „Leser sollen das Buch freudig und interessiert anfassen“, sagt sie. Und so ziert der Drache, der am Brunnen sehr präsent ist, den Umschlag. Dem Drachen komme im Märchen eine besondere Bedeutung zu und sei in allen Kulturen zu Hause. Bei den Grimms finde man das Fabeltier in den Märchen „Die vier kunstreichen Brüder“ und „Die zwei Brüder“.
Die Illustration des Buches lag in den Händen der Frankfurter Künstlerin Katharina Cranz. Als sie von dem Brunnen spricht, dessen Motive sie nicht einfach nur in das Buch übertragen hat, sondern in Märchenszenen gesetzt hat, gerät sie ins Schwärmen. „Der Brunnen ist in seiner Haptik und seinem Material wunderbar. Er hat etwas Archaisches, als sei er schon immer da gewesen und nicht erst 1985 entstanden.“ Alle Motive hätten etwas Mystisches. In seinen Formen von Wald, Bäumen und Pflanzen sei der Brunnen „ein perfektes Kunstwerk“.
„Die Arbeit hat mir eine riesige Freude gemacht“, versichert Katharina Cranz. „Ich bin darin versunken, es war fast wie ein Rausch.“
Allerdings sei die Arbeit auch nicht ganz einfach gewesen. So gehe bei dem Versuch, das Dreidimensionale der Motive auf eine flache, zweidimensionale Seite zu bannen, der Zauber der Darstellungen fast komplett verloren. „Die zweidimensionale Form der Kunst muss den Betrachter anders in Bild ziehen“, betont Cranz. So habe sie zu Beginn ihrer Arbeit, die „Motive von der Säule genommen, erst vorsichtig, dann immer freier damit gespielt“, etwa beim Aschenputtel. „Das stämmige, kräftige Mädchen auf dem Brunnen war auf dem Papier nur noch plump.“ Und so habe sie das Mädchen für das Buch zarter und älter gemacht und auch die Schürze weggelasssen.
Die Stadt Steinau habe das Vorhaben von Margot Dernesch „selbstverständlich“ unterstützt, sagt Bürgermeister Malte Jörg Uffeln. Uffeln selbst habe sich auf die Suche nach Sponsoren gemacht, verrät die Herausgeberin, die auch unermüdlich für Spenden geworben hatte. Dabei sei sie auf viel Zustimmung und großzügige Unterstützung gestoßen, worüber sich Margot Dernesch sehr freut.
„Märchen gehören allen Menschen“, sagt Dernesch und lädt alle, die Freude daran haben, zur Buchpräsentation am morgigen Freitag in die Markthalle ein.
Das Buch ist in einer Startauflage von 1 000 Exemplaren erhältlich und kostet 22 Euro. Es wird eine limitierte Goldauflage geben, bei der von Hand Gold aufgelegt wird.