„Wir haben uns im vergangenen Jahr nicht gelangweilt“, versichern Wolf-Dieter Gööck und Detlef Heinichen lachend. Die beiden Theaterleute führen – gemeinsam mit Ella Späte – seit einem Jahr das Theatrium im alten Marstall in Steinau. Zeit für einen Rückblick und einen Blick voraus.
Eines stellt Heinichen zu Beginn klar: „Wir fühlen uns zutiefst wohl hier“ und erntet zustimmendes Nicken seines Kollegen. 112 Vorstellungen für Kinder, 50 für Erwachsene und 23 Gastspiele waren seit dem 24. Juni 2017 zu sehen, seit sich das erste Mal der Vorhang im Theatrium hob. „Wir selbst sind zu 119 Gastspielen in der ganzen Bundesrepublik gefahren“, erzählen Gööck und Heinichen. Denn eines gehört zur Wahrheit dazu: „Wir leben von den Gastspielen. Das Theater finanziert uns nicht, es deckt die Unkosten“, bekennen die beiden Künstler.
Dabei sind es nicht die Steinauer, die ausbleiben, auch nicht die Besucher aus dem näheren Umkreis. Die Region darüber hinaus sei schwierig. Denn um Besucher von weiter her nach Steinau zu locken, sei eine intensivere Werbung nötig, und die koste viel Geld.
Die Stadt Steinau hatte die Anfangszeit des Theatriums mit einer Anschubfinanzierung im Bereich Werbung unterstützt. „Das hat uns sehr geholfen“, sind Wolf-Dieter Gööck und Detlef Heinichen dankbar. Ihnen ist es wichtig, ein zuverlässiges Angebot zu machen, „unabhängig von der Auslastung“.
Allzu lange halten sich die beiden nicht mit einem Rückblick auf. Viel lieber erzählen sie von ihren Ideen, Produktionen und Plänen für die Zukunft. Ein großer Wunsche der Künstler ist ein Sommertheater, wobei der Hof des Marstalls zur Open-Air-Bühne werden soll. In diesem Jahr habe man wegen der Bauvorhaben der Stadtverwaltung (im Marstallgebäude sollen Büroräume entstehen) keine Planungssicherheit gehabt, aber für 2019 fasse man einen Steinauer Opernsommer ins Auge.
Am 4. August feiert „Doktor Faustus“ als Marionettenspiel nach einem Opernfragment von Hanns Eisler Premiere. Die Geschichte des Doktor Johannes Faustus, des berüchtigten Magiers und Schwarzkünstlers und seines Paktes mit Mephistopheles, kommt in einem turbulenten Volkstheater nach der historischen Straßburger Fassung, in der auch die komischen Eskapaden des Hanswurst nicht fehlen, auf die Bühne.
„Wir haben ungefähr 20 verschiedene Stücke im Repertoire“, erzählt Wolf-Dieter Gööck. Diese Vielzahl trage das Theatrium über die nächsten Jahre. Nichtsdestotrotz brauche man neue Produktionen und Premieren und so stünden im Jahr fünf bis sechs Neuproduktionen an.
Am 12. Oktober feiert Gööck mit „Johnny Cash – Das Beste kommt zu Schluss“ Premiere. Das Stück sei eine Mischform aus Schauspiel, Figurentheater Livemusik und Gesang. „Es wird mehr sein als eine bloße Auseinandersetzung mit der Biografie von Johnny Cash“, verspricht Wolf-Dieter Gööck, der sein Studium an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar 1984 als Diplom-Sänger abschloss.
Anfang November dürfen sich Klein und Groß auf Michel aus Lönneberga freuen. Ein Potpourri unterhaltsamer Michel-Geschichten wird auf der Theatrium-Bühne zu sehen sein. Und Anfang Dezember erobern Meister Eder und sein Pumuckl den alten Marstall. „Ich freue mich sehr darauf“, bekennt Wolf-Dieter Gööck
Für 2019 plant Detlef Heinichen ein Stück über die Brüder Grimm. Dabei werde es um die politischen Wirren der damaligen Zeit gehen und wie sich die Brüder dazu verhalten haben.
Doch alle Kulturfreunde, die Lust auf Neues haben, müssen nicht bis nächstes Jahr warten. Schon am Wochenende, 15. bis 17. Juni, wenn das Theatrium 1. Geburtstag feiert, gibt es mit „Adams Äpfel“ eine Premiere. Außerdem haben Detlef Heinichen, Wolf-Dieter Gööck und Ella Späte Gäste eingeladen, die für ein fröhliches und anspruchsvolles Programm sorgen.