Heimat- und Geschichtsverein feiert Geburtstag

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Während der 40 Jahre seines Bestehens hat der Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) Bad Soden-Salmünster in den Bereichen Denkmalschutz, Denkmalpflege und Bewahrung der Stadtgeschichte vieles bewirkt. Dies dokumentierten die Vorstandsmitglieder Marianne Sperzel und Veronika Sawatzki in einer Bilder-Chronik während der Feierstunde im historischen Konzertsaal.
„Die Anfänge waren voller Tatendrang“, erinnerte die langjährige Vorsitzende Marianne Sperzel an die Aktivitäten nach der Vereinsgründung im Februar 1978, als 37 geschichtsbewusste Bürger den HGV als ersten gesamtstädtischen Verein ins Leben riefen. Heute gehören 300 Mitglieder zum Verein.
Exkursionen, Vorträge, Reisen, Besichtigung von Denkmälern, Veranstaltungen im Stadtgebiet, der Aufbau mehrerer Archive und die Herausgabe von Büchern standen von Anfang an auf dem Programm des HGV, sagte Marianne Sperzel.
Viele Denkmäler konnten dank der Unterstützung des HGV erhalten und restauriert werden, so etwa die Statue des Hl. Josef und der Pacificussprudel am Marienheim, die Kreuzigungsgruppe am alten Bad Sodener Friedhof, das Muttergotteshäuschen in der Pacificusstraße und der Wiederaufbau der 1960 am Obertor abgerissenen Kreuzkapelle am Hammelswiesenweg. „Den Kampf um das Alte Badehaus, die Keimzelle der Kur, haben wir allerdings verloren“, bedauerte die Vorsitzende, jedoch konnte das jüngste Denkmal, die historische Konzerthalle, gerettet werden. Ein „Dauerbrenner“ sei die Beschilderung historischer Gebäude im Stadtgebiet. Mittlerweile seien 100 Schilder zu pflegen. Als „Herzensangelegenheit des Vereins“ bezeichnete sie das Huttenschloss, in dessen Erhalt der HGV bis heute 20 000 Euro investiert habe.
Ein Kernstück des HGV ist natürlich das Heimatmuseum, dessen bescheidene Anfänge auf die Aufstellung einer Glasvitrine als „Mini-Museum“ in der Brunnenpassage zurückgehen. Es folgte die Einrichtung des „Goos-Häuschens“ in der Vogtgasse, bis der HGV 1997 die Hofreite in der Hirtengasse übernehmen konnte. Die Bilddokumente zeigten, mit wie viel Arbeit das Eternit-verkleidete Haus in seinen Zustand um 1900 zurückgebaut worden ist. 2001 war ein Museum entstanden, das mit seiner Einrichtung altertümliches Leben in der Region auferstehen lässt und zudem interessante Sonderausstellungen präsentiert.
Eine viel beachtete Festrede über „Die Bedeutung der Geschichtsvereine in der heutigen Zeit“ hielt Landrat a. D. Karl Eyerkaufer. Wurde der Begriff „Heimat“ bis in die jüngste Vergangenheit als „verdächtig rechtsständig“ verunglimpft, so erfahre er nun eine Renaissance. Dialekte seien nicht länger verpönt, Heimatkrimis und Regionalprodukte boomten und „nun bekommen wir sogar einen Heimatminister“.
Angesichts der Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen müssten, stelle sich die Frage, was „Heimat“ bedeute. In einer sich täglich verändernden Welt wachse die Sehnsucht nach Heimat, die man jedoch „nicht den Nationalisten überlassen dürfe“, zitierte der Festredner Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Die Heimat- und Geschichtsvereine lieferten überschaubare und überprüfbare Anschauungsbeispiele, die zeigten, welchen tiefgreifenden Veränderungen die Menschen in der Vergangenheit unterworfen waren, und zwar jenseits eines naiven Umgangs mit Geschichte als Verklärung einer heilen, versunkenen Welt. Die selbstkonstruierte Idylle der Vergangenheit liefere oft ein verfälschtes Geschichtsbewusstsein, banalisiere nicht selten Leid und Verfolgung. Die Forschungsergebnisse der Heimat- und Geschichtsvereine gäben zwar keine konkreten Handlungsanweisungen, schärften aber das Bild für Alternativen und reduzierten Zukunftsängste.
Es werde möglich, Geschichte als individuellen und kollektiven Lernprozess zu erfahren und Heimat als dynamischen Prozess zu bewerten. Mit Blick auf das Heimatmuseum des HGV resümierte Karl Eyerkaufer: „Es ist ein Kleinod für Heimatgeschichte.“
Landrat Thorsten Stolz würdigte die Arbeit des HGV und appellierte herzlich: „Bewahren Sie den Zusammenhalt, begeistern Sie viele weitere Mitstreiter, um das Bewusstsein der Menschen für die eigene Geschichte zu stärken.“
Der HGV mache die Geschichte der Stadt erlebbar, lobte Bürgermeister Lothar Büttner. Vertreter befreundeter Vereine gratulierten mit herzlichen Grußworten.
Der Festakt bot den würdigen Rahmen, langjährige Mitglieder und Gründungsmitglieder zu ehren. So ehrten Marianne Sperzel und der stellvertretende Vorsitzende Jürgen Demuth für 25 Jahre Mitgliedschaft Franz-Josef und Ursula Assheim.
Folgende Gründungsmitglieder (Bild) gehören bis heute zum Heimat- und Geschichtsverein: Wilhelm Auth, Robert Hagemann, Dr. Georg-Wilhelm Hanna, Otto Hansmann, Anita Hausmann, Herbert Jentsch, Peter Klatte, Gabriele Koch, Erich Koch, Elfriede Rink, Wolfgang Rink, Marianne Sperzel, Willi Schmitt, Ewald Wolf, Karl-Heinz Zinkand.
Musikalisch begleitete das Südhessische Kammerorchester den Festakt, den der Kern‘sche Männerchor Salmünster mit einem Ständchen eröffnet hatte.