Jeder dörfliche Dialekt ist „etwas Einmaliges, Unwiederbringliches!“, betonten Barbara Kruse und Hans Melchior Schmidt aus Bellings. Um dem Verschwinden der Bellinger Mundart entgegen zu wirken, haben die beiden Autoren das Mundartwörterbuch „Bellinger Däüdsch – Äbbes foo Bellings“ verfasst.
Gemeinsam mit Dr. Rolf Müller aus Gelnhausen stellten Barbara Kruse und Hans Melchior Schmidt am Vorabend der 850-Jahr-Feier ihres Heimatdorfes ihr Werk vor. Die Bellinger Bürger sind offensichtlich am Erhalt ihrer Mundart interessiert, denn fast das gesamte Dorf schien der Einladung zur Buchvorstellung auf dem Dorfplatz gefolgt zu sein.
Von „a“ wie „auch“ bis „zwoo“ wie „zwei“ haben die Autoren 2.400 Bellinger Mundartwörter zusammengetragen. Neben der Wortsammlung enthält das Buch einen geschichtlichen Teil, vergnügliche Anekdoten und Fotografien aus dem früheren Bellings.
„Ich kann bellingerisch schreiben, aber nicht sprechen“, bekannte Journalistin Barbara Kruse, die 1991 aus Osnabrück mit ihrer Familie nach Bellings gezogen ist. Während der gebürtige Bellinger Hans Melchior Schmidt, pensionierter Gymnasiallehrer, bevorzugt für die Wortsammlung zuständig gewesen war, hatte Barbara Kruse den geschichtlichen Part und die Computer-Arbeit übernommen, beschrieben die Autoren ihr Gemeinschaftsprojekt. Die Idee, ein Mundartbuch zu verfassen, hatten sie vor zwei Jahren entwickelt.
Sprachlich befinde sich Bellings im Übergangsraum zwischen dem Ober- und dem Mitteldeutschen, also an der sogenannten „Spessartbarriere“, erläuterte Hans Melchior Schmidt. Beeinflusst sei der Dialekt vom Unterfränkischen, sowie den Dialekten des Vogelsberges und der Rhön. Quark heißt „Madde“, Kleid heißt „Klääd“ und der Hausflur ist der „Ern“ oder „Äenn“, verdeutlichte er die sprachlichen Zusammenhänge mit dem Unterfränkischen.
Es sei wichtig, sich an seine Geschichte und Sprachgeschichte zu erinnern, sagte Dr. Rolf Müller. „Dialekte sterben aus, werden eingeebnet ins Hochdeutsche, und auch dem Hochdeutschen drohe die Einebnung“, gab er zu bedenken. „Ihr seid würdige Nachfolger der Brüder Grimm, denn ihr habt eine Wortsammlung von A bis Z geschafft“, scherzte Dr. Müller in Anspielung auf das unvollendete Wörterbuch der Brüder Grimm.
Zuvor hatte Bürgermeister Malte Jörg Uffeln in seinen Begrüßungsworten „das Gemeinschaftsprojekt für Bellings“ gelobt.
Abschließend lasen die Autoren zur Belustigung der Bürger und Gäste einige witzige Anekdoten aus ihrem Werk vor, das für 15 Euro im Verkehrsbüro in Steinau erhältlich ist.