Fleißig und akribisch wie die Bienen

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Vizelandrätin Susanne Simmler hat in einer Feierstunde im Mottgerser Dorfgemeinschaftshaus dem Vorsitzenden des Imkervereins Sinntal, Kurt Sperzel, stellvertretend für alle 70 Imker im Verein, den mit 5 000 Euro dotierten Umweltpreis des Main-Kinzig-Kreises für eine aktive, breit gefächerte umwelt- und naturschutzbezogene Vereinsarbeit überreicht.
„In der nunmehr 42-jährigen Geschichte des Umweltpreises ist es das erste Mal, dass ein Imkerverein für seine Arbeit geehrt wird. Es wurde langsam Zeit, die Leistungen der hiesigen Imker und ihrer Bienen für unsere Umwelt mit dieser Auszeichnung gebührend zu würdigen“, hob die Umweltdezernentin hervor.
Weltweit sei ein Drittel aller menschlichen Nahrungsmittel direkt oder indirekt von der Bestäubung durch Insekten, vordringlich Bienen, abhängig. Von den 100 Hauptnahrungspflanzen würden 71 von Bienen bestäubt. „Fachleute schätzen den ökonomischen Wert der Bestäubung auf rund vier Milliarden Euro pro Jahr allein in Deutschland“, berichtete die Erste Kreisbeigeordnete. Bienenschutz und Bienenpflege wie sie der Imkerverein Sinntal, der auf eine fast 100-jährige Geschichte zurückblicke, betreibe, zahle sich für alle aus.
In den vergangenen Jahren hätten die Sinntaler Imker mit einem konsequenten Nachwuchsförderungs- und Ausbildungsprogramm der Überalterung und dem zahlenmäßigen Rückgang der Imker erfolgreich entgegengewirkt. So habe der Verein einen Lehrbienenstand angelegt. Allein im vergangenen Jahr hätten fünf Jungimker dort ihr Handwerk gelernt und zum Ende des Bienenjahres ein vereinseigenes Volk geschenkt bekommen. „Die Mitgliederzahl stieg binnen fünf Jahren von 44 auf 70 Imker an, darunter acht Frauen. Die Zahl der betreuten Bienenstände erhöhte sich von 300 auf 400, obwohl einige Mitglieder die Imkerei aus Altersgründen aufgeben mussten“, berichtete Susanne Simmler.
Auf einem außerhalb liegenden Gartengrundstück in der Gemarkung Sterbfritz lernten Jungimker unter Anleitung erfahrener Kollegen jede Woche das Imkern mit den „Vereinsbienen“. Schon nach einer Saison bewegten sich Neu- und Jungimker sicher im Feld der Völkerkontrolle, des Honig-Schleuderns, der Königinnenzucht, Krankheitsbekämpfung und Waben- und Bienenkunde.
Als neues Projekt plane der Imkerverein die Anlage einer ganzjährig blühenden Blumenwiese. „Ich bin mir sicher, dass das Preisgeld die Umsetzung dieses auch für Wildbienen wichtigen Projektes erleichtert“, betonte die Erste Kreisbeigeordnete.
Kurt Sperzel bedankte sich beim Ausschuss für Wirtschaft, Energie, Umwelt und Landwirtschaft, den Imkerverein für den Preis ausgewählt zu haben. Vorgeschlagen hatten die beiden Weichersbacher Ortsbeiräte Alfred Appel und Erhard Belz die Sinntaler Imker. „Ich sehe diese Auszeichnung als die Bestätigung unserer Vereinsarbeit. Die Idee, ein Grundstück zu pachten, und vereinseigene Bienenvölker aufzustellen, hat wie ein Magnet gewirkt. In diesem Jahr bringen wir von April bis Oktober jeden Mittwoch ab 18 Uhr Interessierten die Imkerei näher“, machte Sperzel Werbung in eigener Sache.
Der Sinntaler Bürgermeister Carsten Ullrich hob hervor, wie wichtig Bienen für eine blühende Natur seien. Der Honig sei nur ein leckerer Nebeneffekt. „Wir fühlen uns als die schönste Gemeinde im Kreis mehrfach geehrt.“ Die Sinntaler Imker seien wie die Bienen: fleißig und akribisch in ihrem Tun. Der Verein habe nicht nur in einer rasanten Zeit eine Trendwende geschafft und dem Mitgliederschwund Paroli geboten, sondern auch die Anzahl der Bienenvölker beachtlich erhöht.
Die Feierstunde mit kleinem Empfang umrahmten der Imker Markus Heiliger und Freunde musikalisch mit Folk- und Country-Musik.