Joey Kelly plauderte über sein Leben als Extremsportler

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„Vorsicht Gesundheit!“ Dieses Motto der 11. Gesundheitstage hatten die Partner des Netzwerks für Gesundheit Main-Kinzig bewusst gewählt, erklärte Netzwerk-Geschäftsführer Dieter Holk zur offiziellen Eröffnung im Spessart Forum.
Die Lethargie zur Seite zu schieben, um Gesundheit zu erhalten oder wiederzuerlangen sei schließlich Arbeit, sagte er. Andererseits „setzen wir uns schnell unter Druck, geraten in Stress und resignieren“, zeigte er die Seite übertriebener Anstrengungen auf.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Müller, Landrat Thorsten Stolz und Erster Stadtrat Werner Wolf lobten das Netzwerk für Gesundheit als wichtigen Beitrag „zur Stärkung des Gesundheitsstandortes im Main-Kinzig-Kreis“ (Thorsten Stolz).
Mit dem Musiker, Extremsportler und Unternehmer Joey Kelly, stellte Dieter Holk einen Gastredner mit besonderer Selbstdisziplin vor. Viele Interessierte nahmen mit einem Stehplatz vorlieb, um den Vortrag des populären Gastes zu erleben.
Joey Kelly, bekannt als Mitglied der legendären Pop- und Folk-Band „The Kelly Family“, hatte sich vor etwa 20 Jahren dem Ausdauer- und Extremsport zugewandt. Ab 1974 war die Kelly Family 20 Jahre lang als Straßenmusiker durch Europa und Nordamerika gereist, zunächst viele Jahre ohne kommerziellen Erfolg, bis schließlich der Durchbruch ins Show-Geschäft gelang. Zuvor „hatten wir kein Konto, waren nicht ansässig“, erzählte Joey Kelly, der mit elf Geschwistern aufwuchs. „Frei leben, ohne Angst“ und „Gib mehr als du nimmst!“, so beschrieb er die Lebenseinstellung seines Vaters.
Nach einigen mitreißenden Bildern von Auftritten der Musiker-Familie, berichtete Joey Kelly, oft in humorvollem Plauderton, über sein Leben als Extremsportler unter dem Motto „No Limits – wie erreiche ich mein Ziel.“
Etwa 100 Marathonläufe, Ultra-Marathons, über 100 Halbmarathons, Triathlons und Volksläufe, Teilnahmen am Ironman (3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren, 42,2 Kilometer Marathonlauf) und weitere Extrem-Disziplinen markieren den Weg des Ausdauersportlers ohne Limit. Als erster Triathlet der Welt absolvierte er acht Ironman-Wettbewerbe innerhalb von 12 Monaten.
In weniger als drei Wochen durchquerte er die USA von Los Angeles bis New York, alleine und ohne Geld. Er reiste per Anhalter, lebte von Almosen und Gelegenheitsarbeiten. „Angst ist der schlimmste Begleiter“, sagte Joey Kelly.
Auf die Spuren der großen Entdecker des Südpols begab er sich mit Moderator Markus Lanz, als ein deutsches und ein österreichisches Vierer-Team den historischen Wettlauf zwischen dem Norweger Roald Amundsen und dem Briten Robert Falcon Scott von 1911 nachstellten. 400 Kilometer durchs ewige Eis bei minus 30 Grad, auf 3 000 Metern Höhe und bei starkem Wind waren die Herausforderungen für die acht Abenteurer. „Durch gute Stimmung steigt die Motivation“, lobte er Lanz‘ respektvollen Umgangsstil.
Eine weitere Extremtour startete Joey Kelly mit seinem Deutschlandlauf. In 17 Tagen und 23 Stunden lief er 900 Kilometer von Wilhelmshafen bis zur Zugspitze. Seine Verpflegung suchte er sich in der Natur und schlief im Freien unter einer Plastikplane. Seine Hungergefühle überwand er gemäß dem Rat seines Vorbildes Rüdiger Nehberg: „Hunger ist Hysterie des Körpers.“ Diese Erkenntnis ist zugleich der Titel des Buches, in dem Joey Kelly seine Extrem-Aktionen beschreibt. „Ich habe in 17 Tagen 15 Kilo abgenommen, und der ganze Spaß hat mich nur 9,24 Euro gekostet“, scherzte er.
Nicht jeder könne Extremsport betreiben, allerdings ermunterte Joey Kelly zur täglichen sportlichen Betätigung, um leistungsfähig zu bleiben. So werde das Trainieren Teil des Lebens. „Wenn ich brennen will, muss ich zünden“, riet er zum zielgerichteten Handeln. „Wir müssen uns selbst motivieren, weil es sich lohnt, weil wir frei sind“, resümierte er.
Seinen Plan, im nächsten Jahr ohne Geld von Berlin nach Peking reisen zu wollen, nahmen die Besucher nach dem soeben Gehörten ohne Verwunderung zur Kenntnis.
Nach dem Vortrag umringten zahlreiche Besucher den Gast, ließen sich CDs und Autogramme schenken und schossen unzählige „Selfies“.
In der Brunnenpassage reihten sich die Stände der Gesundheitsdienstleister mit ihren Informationsangeboten. Neben den Netzwerkpartnern den Kliniken Bellevue, Salztal, Knappschaft, Lohrey, St. Marien, Median Kinzig, dem Kalinka Pflegedienst und der Spessart Therme informierten etliche Selbsthilfegruppen, etwa die MS-, Diabetiker-, Osteoporose-, COPD- und FMS-Selbsthilfegruppe, der VdK-Sozialverband und die Erika-Pitzer-Beratungsstelle.
Beim Vitalzentrum Ruppert drehte sich alles um Fußgesundheit, die Möbelwerkstatt Wolf thematisierte bequemes Schlafen, die Spessart Therme stellte ihre Gesundheits- und Fitnessangebote vor; Koordination- und Gedächtnistraining, Entspannung im Kies- oder Rapssamenbad, sowie kleine Gesundheits-Checks, wie Diabetes-Test oder Blutdruckmessung gehörten zum Angebot der Teilnehmer.
Gut besucht waren zudem die Fachvorträge der Mediziner und Therapeuten. Schnelle Hilfe bei Schlaganfall, körperliche Aktivität als Jungbrunnen für die Gefäße, die Behandlung der Faszien, die Stellung der Osteopathie in Deutschland, Stressbewältigung, Bewegung und Mobilität im Alter und chronische Atemwegerkrankungen sind nur einige der in den Vorträgen behandelten Themen.
Die Köche der Netzwerk-Kliniken sorgten im historischen Konzertsaal für die Verpflegung der Besucher.
Die Grundschulkinder aus Bad Soden nahmen als „Club der Kochmützen“ wieder an einem Malwettbewerb zum Thema „Mein liebstes Hobby“ teil.