Eine musikalische Zeitreise durch 90 Jahre Chorgeschichte

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Anlässlich seines 90-jährigen Bestehens hat der Chor Vorwärts Steinau in der Reinhardskirche rund 300 begeisterte Zuhörer auf eine musikalische Reise durch die Chorgeschichte mitgenommen. Gleich zu Anfang stellten Gemischter Chor, Gitarrengruppe und Kinderchor klar: „90 Jahre klingt nicht ganz schön alt. „Hier im Vorwärts singen alle mit – ganz laut im Chor, das geht ins Ohr.“ Unterstützt wurden die drei Klangkörper von Gitarrist Siegbert Kühn, Pianist Dr. Frank Kleespies und Alexander Jacobi (Piano, Violine und Percussion). Das Dirigat hatte Dr. Diana Rieger.
Moderatorin Silke Wagner erinnerte an die Gründerjahre „in einer Zeit, als sich die Welt neu erfand“ als Arbeiter-Gesangverein Vorwärts im Jahre 1927, die Operettenaufführungen 1932 und die Zwangsauflösung nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Diese Zeitenwende untermalte der Chor einfühlsam mit dem Lied „Gimme hope Jo‘anna“. Dass die Vereinsfahne, die 1929 eingeweiht wurde, noch existiere, verdanke der Verein dem Sänger Karl Paul, der sie in einen Kissenbezug eingenäht und zum Patenchor nach Wachenbuchen gebracht habe, berichtete Silke Wagner.
„Nach dem Krieg kehrte die Fahne zurück in die Grimmstadt und wirkte wie ein Symbol des Neubeginns“, betonte die Moderatorin. Mit „Besame Mucho“ und „Heimweh“ intonierte der Vorwärts die Sehnsucht nach der schönen Zeit. Es folgten die Jahrzehnte der großen Sängerfeste, und der Arbeiter-Gesangverein stellte sich den Sängerwettstreiten. In einer Chorbewertung hieß es: „Schade, dass die gute klangliche Gesamthaltung des leistungsfähigen Chores bei den exponierten Stellen durch eine gaumige Vokalisierung gestört wurde. Tonlich gestaltete man die Wiedergabe durchweg genau, bei den Moll-Terzen darf man nicht „tief“ singen, sondern die Sänger müssen den Eindruck des Steigens haben, so paradox das klingen mag.“ Von einer gaumigen Tonbildung war dann bei „What a Wonderful World“ mit dem Solisten Dieter Euler nichts zu hören.
Großes Lob erfuhr der Jubilar vom Präsidenten des Hessischen Chorverbandes Michael Neigert. „Beeindruckt haben mich die Projekte der 90er Jahre, mit denen der Vorwärts sich seinen Weg in die Zukunft geebnet hat. Der Chor ist größer und stärker geworden, die gesangliche Qualität ist gestiegen.“
Mit dem Lied „Solang man Träume noch leben kann“ umschrieb der Chor die erfolgreiche Neuorientierung im neuen Jahrtausend mit Projekten, Workshops und Konzertreisen. Unvergessen blieben die Gospelprojekte mit Pat Garcia. Als krönenden Abschluss einer rundum gelungenen Geburtstagsfeier stimmten Chor und Gitarrengruppe „An Tagen wie diesen“ und „Thank you for the music“ an.
Ein Geburtstagsständchen vom Patenchor Wachenbuchen durfte natürlich nicht fehlen. Unter Leitung von Anne Weber-Mattes sangen die Maintaler „Yellow submarine“ und „The pink Panther“.